100 Kilometer auf Okinoshima

Am 21. Juni nahm ich am Okinoshima Ultramarathon über 100 Kilometer teil. Die Insel Okinoshima liegt mit der Fähre etwa zwei Stunden von Japans Nordküste entfernt (siehe Karte mit Strecke und Lage). Der Kurs verläuft im wesentlichen entlang der Kueste. Da der Umfang der Insel deutlich weniger als 100 Kilometer misst, geht es jedoch immer wieder auch ins Landesinnere. Dabei handelt es sich keineswegs um einen Flachkurs am Strand. Vielmehr zwingt die felsige Küste die Läufer zu beständigem Auf und Ab, was sich auf mehr als tausend Höhenmeter summiert.



Dieses Jahr hatte man einen sehr warmen Tag erwischt. Dazu regnete es beim Start um 5.00Uhr leicht, als sich 330 Männer und 47 Frauen auf die Strecke begaben.

kStart (68K)

Bei bereits deutlich über 20 Grad führte das zu einer waschküchenartigen Atmosphäre, die trotz geringen Lauftempos sogleich den Schweiß ausbrechen ließ.



Erfrischend war dafür das Publikum. Zwar besteht die Einwohnerschaft wie in den meisten ländlichen Gebieten überwiegend aus Menschen hohen Alters und ist nicht sehr zahlreich. Aber zu diesem Lauf hatte sie sich wohl fast vollzählig am Streckenrand versammelt. Mehrere Zuschauer hatten sich den Namen des einzigen Ausländers aus der Startliste herausgesucht, und so wurde ich mehrfach schon von weitem mit "Peetaa-san, gambate!"-Rufen und Ovationen begrüsst.



Die einzige Möglichkeit, die Hitze von bald 30 Grad auszuhalten, waren die Wasserduschen, die an jeder Verpflegungsstelle auf die Läufer warteten. Dabei machte ich aber mangels Erfahrung den Fehler, meine Schuhe und Füsse nicht trockenzuhalten, was ich recht schnell mit Blasen bezahlte.



Da sich im Laufe des Vormittags die Wolken verzogen, und nun auch die Sonne direkt auf die Läufer niederschien, beschloß ich, an der Rest-Station auf halber Strecke abzubrechen. Dort bekamen wir Eisbeutel auf Beine und Nacken, um die Körpertemperatur auf ein halbwegs normales Niveau zu senken. Dazu gab es Onigiri (Reisbälle) und klate Nudeln mit Algen. Nach einer halben Stunde unter Eisbeuteln überzeugte mich allerdings ein Mitläfer, es doch noch zu versuchen. Der Wetterbericht für den Nachmittag sei schlechter, tatsächlich hatte es sich fast vollkommen bewölkt. Nach der langen Pause konnte ich wieder flott loslaufen und sah gute Chancen, gemütlich ins Ziel zu kommen.

Aber nach etwa einer Stunde kam die Sonne zurück. Mit einem nassen Handtuch hielt ich mich zwischen den Verpflegungstellen ein bisschen frisch, die zahlreichen Tunnel an der Strecke halfen auch ein wenig. Bei 75 Kilometern war dann wieder eine längere Rast mit Eisbeutelauflegen angesagt. Dazu gab es Suppe mit Tofu sowie Reiskugeln mit süssen Bohnen. Und wieder zogen unterdessen Wolken auf, die sich zum Glück dann nicht mehr verzogen.



Bald platzten mir dann zwar an beiden Füssen Blutblasen auf, die letzten zehn Kilometer hatte ich mit schweren Magenkrämpfen zu kämpfen. Aber an dem Punkt konnte ich nicht mehr aufgeben. Von hinten rollten die Busse mit den zahlreichen Aussteigern vorbei; etwa ein Drittel der Teilnehmer kam bei diesen Bedingungen nicht an. Ich aber schaffte es eine Stunde vor Zielschluss in gut dreizehneinhalb Stunden ins Ziel. Aufgrund des langsamen Tempos hatte ich am nächsten Tag nicht einmal Muskelkater, und der Magen war auch wieder halbwegs in Ordnung.




Hinweis: die Photos von der Strecke sind Internetseiten anderer Teilnehmer geklaut.