Andere Länder, andere Läufe...

Andere Länder, andere Läufe. Und andere Herausforderungen an die Laufer. Dies musste einmal mehr Peter Leupold vom TV Helmbrechts erfahren, der momentan für zwei Jahre an der Kyoto Sangyo Universität in Japan forscht. Bei zwei Laufveranstaltungen innerhalb von acht Tagen erschwerten jeweils sehr verschiedene Umstände den Teilnehmern das Leben.

Am 29. Juni fand der Berglauf über die Höhen des Shigakogen in der Nähe von Nagano statt. 40 Kilometer über einen Bergrücken zwischen 1400 und 2200 Metern Höhe standen auf dem Programm. Ende Juni herrscht in Japan noch Regenzeit, doch in den Tagen vor dem Lauf hatte verhältnismäßig gutes Wetter Hoffnungen auf einen trockenen Verlauf genährt. Gegen Mitternacht setzten dann jedoch starke Regenfälle ein, die bis zum Start um sechs Uhr morgens den Boden gründlich aufweichten. über 100 Liter pro Quadratmeter sollten bis zum Mittag fallen.

ShigaStartk (116K)

Da also schwierige Verhältnisse vorauszusehen waren, verkürzten die Veranstalter die Strecke auf 26 Kilometer. Die rund 600 Teilnehmer versuchten, sich mit Jacken und allerlei Umhängen gegen den Regen zu schützen. Dazu mussten sie auch Proviant mitnehmen, da es auf der Strecke keinerlei Verpflegungsstellen gab. Zunächst ging es quer über mehrere Schipisten leicht bergan, dann begann der Anstieg zum Iwasugeyama, mit 2165m der höchste Punkt der Strecke. Während es weiter wie aus Kübeln schüttete, weichte die Strecke immer weiter auf. Nach den ersten Läufern war der Grund schon genug aufgewühlt, dass sich den Nachkommenden Schlamm in der Konsistenz zähen Rührteigs entgegen wälzte. In flacheren Abschnitten stand entweder das Wasser bis über kniehoch in der Wegrinne, oder knöcheltiefer Matsch verschluckte die Füße bei jedem Schritt.

matsch (88K) matsch2 (23K)


An Rennen war unter diesen Umständen nicht zu denken. Schon im Gehen war es schwer genug, nicht ständig zu stürzen. Daneben war bei Gefälle dann noch achtzugeben, dass von hinten Nachstürzende einem nicht in die Beine grätschten. So waren schon bald zahlreiche Verletzte zu beklagen, die verzweifelt inmitten des Gebirges im Regen am Wegrand standen. War das Ganze zu Beginn noch in gewissem Maße amüsant, so zog sich es sich dann doch sehr in die Länge. Auf den Kammhöhen blies ein starker Wind, so dass wohl jeder erleichtert war, wenn er den Ootakasan passierte und sich nur noch 700 Höhenmeter zum Ziel ins Tal stürzen musste. Für Peter Leupold war der Kampf nach über sechs Stunden beendet, einer Zeit die er nicht einmal für die ursprünglich vorgesehen 40 Kilometer eingeplant hatte.

Eine Woche später, am 6. Juli hatten die Läufer beim Ninjalauf in Tanakura mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Schon beim Start um 9 Uhr herrschten in der Gegend zwischen Kyoto und Osaka über 30 Grad, dazu die übliche Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent und mehr. Da war der Flüssigkeitshaushalt einer der kritischen Faktoren. Leider stellte sich heraus, dass die Veranstalter ihre wenigen Verpflegungsstellen äußerst ungleichmäßig verteilt hatten. Auf dem 45 Kilometer langen Kurs wurden nur nach 15, 20 und 35 Kilometern Erfrischungen gereicht. Zudem stellte sich die Strecke durch ein Waldgebiet, in dem dereinst Ninjas sich verbargen, als äußerst hügelig heraus. Ständig pendelte sie zwischen 100 und 450 Metern Höhe, zum Teil so steil, dass Treppenstufen in die Hänge eingelassen waren.

Nur aus dem glücklichen Umstand heraus, dass er zufällig etwas Kleingeld einstecken hatte, konnte Peter Leupold in dieser Hitze bis zu dem nach 30 Kilometern gelegenen Tempel gelangen. Wie viele andere beschaffte er sich Getränke an Automaten, die in Japan sehr häufig am Straßenrand zu finden sind. Deren Eiseskälte schlug im dann aber auf den Magen, so dass er wie auch mehrere andere der 160 Teilnehmer nach 30 Kilometern den Lauf abbrach, und sich per Auto ins Ziel transportieren ließ. Was er nicht wusste war, dass die Veranstalter wegen der großen Hitze eine Abkürzung anboten, die ihn in nur fünf Kilometern ins Ziel gebracht hätte. Die entsprechende Ankündigung vor dem Start hatte er nicht verstehen können.


Streckek (90K) Ninjak (43K)